Fünfzehn exzellente Projekte aus den Bereichen Prävention, Diagnostik und Therapie ausgewählt
Gemeinsam mit der Europäischen Union unterstützt die Landesregierung vielversprechende Projekte aus Nordrhein-Westfalen, um die Gesundheitsversorgung von morgen voran zu bringen. In der dritten Runde des Innovationswettbewerbs „Gesünder.IN.NRW“ aus dem EFRE/JTF-Programm NRW 2021-2027 sind jetzt fünfzehn Vorhaben ausgewählt worden. Sie werden mit insgesamt rund 27,6 Millionen Euro unterstützt, damit der Transfer neuer Ideen aus Wissenschaft und Wirtschaft in marktreife und nachhaltige Produkte sowie Dienstleistungen gelingt.
Die Projekte von Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen befassen sich mit vielfältigen Ideen zur Prävention, Diagnostik und Therapie von Krankheiten. Sie reichen von der Verbesserung der Diagnostik bei Bauchspeicheldrüsenkrebs mittels Künstlicher Intelligenz über die Entwicklung einer Plattform für die personalisierte Diagnostik von Nierenerkrankungen bis hin zur Etablierung innovativer Methoden für die Diagnose und Therapieauswahl bei chronischen Darmentzündungen.

„Unsere Hochschulen, Universitätsklinika und Forschungsinstitute gestalten die Medizin von morgen und sind zentrale Treiber bei der Entwicklung neuer Techniken, Produkte und Medikamente. Das Programm Gesünder.IN.NRW ermöglicht und beschleunigt den Transfer von exzellenter Forschung ‚made in Nordrhein-Westfalen‘ in die praktische Anwendung. Kleine und mittlere Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen tragen mit ihrer hohen Innovationskraft und schnellen Entscheidungen maßgeblich dazu bei, kluge Ideen bis zur Marktreife zu entwickeln. Das macht das Leben der Menschen besser und stärkt den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen.“

„Know-how aus Nordrhein-Westfalen kann Menschenleben retten und die Gesundheit der Menschen in unserem Land ganz konkret verbessen. Nierenerkrankungen früher erkennen, Patienten nach Gelenk-OPs mit Telemedizin optimal zu Hause unterstützen oder individuelle Therapien mit KI entwickeln: In der dritten Runde unseres Innovationswettbewerbs haben sich weitere exzellente Projekte von Unternehmen, Forschungs- und Versorgungseinrichtungen durchgesetzt. Diese bringen innovative Technologien schnell in die Anwendung, haben insbesondere die Gesundheit von Frauen im Fokus und erhöhen die Zukunftsfähigkeit der Gesundheitswirtschaft in unserem Land.“

„Mit diesen Projekten setzen wir wichtige Impulse: Aus der Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Umwelt entstehen nachhaltige Lösungen, die die Versorgung der Menschen verbessern. Dabei wird immer wichtiger, die Auswirkungen der Klimakrise mit extremen Wetterereignissen und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit mitzudenken. Deshalb arbeiten wir gemeinsam daran, die Lebensqualität der Menschen in Nordrhein-Westfalen zu stärken.“
Die Förderung der Projekte ist für den Anfang des kommenden Jahres geplant. Die dritte Runde des Wettbewerbs „Gesünder.IN.NRW“ wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft koordiniert und gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr umgesetzt. Gefördert werden Projekte von kleinen und mittleren Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, kommunale Einrichtungen, Vereine und Stiftungen mit Sitz oder Niederlassung in Nordrhein-Westfalen. Große Unternehmen waren ebenfalls teilnahmeberechtigt, sofern sie mit kleineren oder mittleren Unternehmen kooperieren. Die Vorhaben befassen sich mit wissens- und forschungsintensiven Themenfeldern der Medizin, der Medizintechnik, der Lebenswissenschaften, der Ernährungswissenschaften und der Pharmazie.
Hintergrund
Die dritte Einreichungsrunde des Innovationswettbewerbs wird mit Mitteln der neuen EU-Plattform Strategische Technologien für Europa (STEP) realisiert. Mit STEP werden Projekte unterstützt, die für den Binnenmarkt ein neues, innovatives Element von erheblichem wirtschaftlichem Potenzial schaffen oder Wertschöpfungsketten unterstützen, um so strategische Abhängigkeiten zu verringern oder dem Mangel an Arbeits- und Fachkräften in der Europäischen Union entgegenzuwirken.
Für zukunftsweisende, nachhaltige und innovative Vorhaben in Nordrhein-Westfalen stehen aus dem EFRE/JTF-Programm NRW 2021-2027 EU-Mittel in Höhe von 1,9 Milliarden Euro des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Just Transition Funds (JTF) zur Verfügung. Hinzu kommen eine Ko-Finanzierung des Landes Nordrhein-Westfalen und Eigenanteile der Projekte. Unterstützt werden Vorhaben aus den Themenfeldern Innovation, Nachhaltigkeit, Mittelstandsförderung, Lebensqualität, Mobilität, Strukturwandel in Kohlerückzugsregionen sowie strategische Technologien und Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Informationen finden Sie unter www.efre.nrw .
Ausgewählte Projekte in der dritten Runde
- Activity Regained: Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Entwicklung KI-gestützter Modelle, die medizinische Daten aus einer Multisensortechnologie zusammenführen. Damit soll der Ermüdungs- und Regenerationszustand von Patientinnen und Patienten objektiv erfasst werden können. So wird eine gezielte und individuelle Therapiesteuerung ermöglicht. (Projektkoordination: Lehrstuhl für Mechanik und Robotik, Universität Duisburg-Essen)
- DIAGURIN: Entwickelt wird eine Plattform, die gleichzeitig Protein- und Nukleinsäuremarker im Urin erfasst. Sie ermöglicht eine nicht-invasive, präzise und einfache Diagnostik zur personalisierten Früherkennung der autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung – der häufigsten erblichen Nierenerkrankungen. (Projektkoordination: Detechgene GmbH, Köln)
- FIBRO-NET: Im Vorhaben sollen mithilfe Künstlicher Intelligenz neue Wirkstoffe gegen metabolisch bedingte Organfibrose (krankhaften Vermehrung des Bindegewebes von Organen) in Leber, Herz, Niere und Pankreas entwickelt werden. Zum Einsatz kommen ausschließlich Zellkulturen menschlichen Ursprungs. (Projektkoordination: CureDiab Meta-bolic Research GmbH, Düsseldorf)
- FOCuS: Das Projekt entwickelt neue Zelltherapien gegen kleinzelligen Lungenkrebs mit Hilfe von gezielten Änderungen der DNA (CRISPR/Cas9-Technologie). Außerdem wird ein halbautomatischer Prozess zur Herstellung der dafür nötigen Zellen aufgebaut. (Projektkoordination: Innere Medizin I - Onkologie, Hämatologie, Klinische Infektiologie, Klinische Immunologie, Hämostaseologie, Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Köln)
- KIHP-B: Ziel des Projekts ist es, besonders geeignete Zellen für die Herstellung von Biopharmazeutika schon früh im Prozess zu erkennen. Dafür wird ein KI-gestütztes Analyse-Tool entwickelt, das entsprechende Zellen identifizieren kann. (Projektkoordination: ValueData GmbH, Bergisch-Gladbach)
- KIMONA: Durch den Einsatz von KI sollen Krebsmeldungen an das Landeskrebsregister NRW effizienter gestaltet werden. Ziel ist es, die Arbeitslast für medizinisches Personal zu senken, die Zeit bis zur Meldung zu verkürzen und zugleich die Datenqualität und Vollständigkeit zu verbessern. (Projektkoordination: Centrum für Integrierte Onkologie, Universitätsklinikum Köln)
- KIROP: Um die schlechte Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verbessern, setzt das Projekt auf eine optimierte Diagnostik während eines Eingriffs. Mithilfe der sogenannten Stimulierten Raman-Spektroskopie in Kombination mit KI-Auswertung sollen Diagnosesicherheit, OP-Dauer, Komplikationsrate und Kosten deutlich verbessert werden. (Projektkoordination: Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Aachen)
- LUCID: Im Projekt wird ein digitaler, KI-gestützter Gesundheitscoach entwickelt. Dieser soll ein von medizinischen Fachleuten erstelltes Therapiekonzept bei rheumatologischen Erkrankungen, post-akute Infektionssyndromen und seltenen Atemwegserkrankungen selbstständig und individuell anpassen und im Rahmen eines Coachings via App anwenden – mit dem Ziel, die Selbstwirksamkeit der Patientinnen und Patienten zu stärken. (Projektkoordination: Fimo Health GmbH, Bonn)
- MikrobiomProCheck: Im Mittelpunkt des Projekts steht der Einsatz moderner Mikrobiomanalysen zur besseren Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Ziel ist es, das Mikrobiom für Diagnose, Therapiewahl und -überwachung nutzbar zu machen und so eine individuell angepasste Behandlung zu ermöglichen. (Projektkoordination: Leibniz Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS, Dortmund)
- Mikro-MeDi-LAMP: Das Projekt entwickelt ein Schnelltestsystem, welches in unter einer Stunde ohne vorherige Blutkultur krankmachende Keime und deren Resistenzen bei Blutstrominfektionen nachweisen kann. (Projektkoordination: Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Aachen)
- myOn: Im Vorhaben soll erstmals ein tragbares Elektromyografie-System entwickelt werden, das kabellos, batterielos und ohne Bewegungseinschränkung funktioniert. Es misst die elektrische Aktivität von Muskeln und kann so bei der Diagnose von Nerven- und Muskelerkrankungen helfen. Für das tragbare System werden unter anderem Sensorik, radarbasierte Ortung und KI-gestützte Sensordatenfusion kombiniert, um Muskelaktivität und Bewegung gleichzeitig und präzise erfassen zu können. (Projektkoordination: Systeme der Medizintechnik, Universität Duisburg-Essen)
- OVARSENSE: Die Entwicklung einer nicht-invasivem Methode zur Bestimmung der minimalen Resterkrankung beim Eierstockkrebs steht im Zentrum des Projekts. Durch die Analyse von zellfreier Tumor-DNA aus Flüssigbiopsien und einen neuen Ansatz in der Next-Generation-Sequenzierung soll ein Rückfall frühzeitig erkannt werden können. (Projektkoordination: Liqomics GmbH, Köln)
- PPI-Scorer: Ziel des Vorhabens ist ein KI-gestützter Service aus Nordrhein-Westfalen, der Wirkstoffentwicklerinnen und -entwicklern ermöglicht, die Qualität von Protein-Interaktion möglichst schnell einzuschätzen. Dadurch soll die Wirkstoffentwicklung deutlich beschleunigt und kosteneffizienter gestaltet werden. (Projektkoordination: Tranquil Immune GmbH, Rheinbach)
- ReACT-GBM: Um Resistenzen gegen Chemotherapien und die Barrierewirkung der Blut-Hirn-Schranke bei bösartigen Hirntumoren zu überwinden, werden neue Hemmstoffe entwickelt. Diese Wirkstoffe sollen für den klinischen Einsatz optimiert werden. (Projektkoordination: KyDo Therapeutics, Dortmund)
- SmartPODS: Das Projekt verfolgt das Ziel, die Versorgung nach orthopädischen Operationen während der Reha zu Hause dauerhaft zu verbessern. Am Beispiel des Knies wird eine telemedizinische Unterstützung entwickelt, die eine enge und genaue Betreuung ermöglicht. (Projektkoordination: Lehrstuhl Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität Duisburg-Essen)