KULTUR UND WISSENSCHAFT

IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Engagiert euch! Dritte Orte als Freiräume für junge Menschen

28.08.2025
Thema: Kultur

Beim Familientreffen der Dritten Orte in Schwerte stand das junge Engagement im Fokus

Dritte Orte sind Räume für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum – von Menschen und für Menschen. Viele Dritte Orte stehen vor der Herausforderung, auch junge Menschen für ein bürgerschaftliches Engagement zu begeistern und so das Fortbestehen ihres Dritten Ortes in der Zukunft zu sichern. In der Rohrmeisterei Schwerte trafen sich am Donnerstag, 28. August 2025, die Macherinnen und Macher der 45 Dritten Orte in Nordrhein-Westfalen unter dem Titel „Ready for Takeover – Dritte Orte als Freiräume für junge Menschen“.

Ministerin Ina Brandes

„Der Kern der Dritten Orte sind die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Sie halten die Gemeinschaft zusammen. Sie sind die Seele eines jeden Dritten Ortes. Und sie leisten im besten Sinne wertvolle Integrationsarbeit. Das gilt ganz besonders für Menschen unterschiedlicher Generationen. Umso wichtiger ist es, auch junge Menschen für das ehrenamtliche Engagement im Dritten Ort zu begeistern. Das gelingt durch Kulturangebote mit Design, Gaming, Musik in allen Spielarten und Mode. Ich kann die jungen Menschen nur ermutigen, mitzumachen – in der Freizeit oder als Bufdi.“

Kulturministerin Ina Brandes

Einige Dritte Orte sind bereits mit guten Beispielen vorangegangen – und stellten ihre Arbeit in Schwerte vor. Im KulturQuartier Soest etwa haben drei Jugendliche ein eigenes Jugendbüro gegründet. Im Jungen Kloster Wiedenbrück gestalten Kinder ihr eigenes Kulturprogramm. In Petershagen entsteht im Dritten Ort Windheim No2 ein Treffpunkt, den Jugendliche betreiben.


Olivia Oyen (16) vom Jugendbüro Kulturquartier Soest: „Wir machen Projekte von Jugendlichen für Jugendliche. Wir organisieren alles selbst, haben viel Freiheit und können die Räume im Dritten Ort mitgestalten und selbstbestimmt nutzen. Mit einer Umfrage, an der 350 Jugendliche teilgenommen haben, haben wir deren Wünsche gesammelt. Wir sind oft unterwegs, zum Beispiel mit einem Infostand und Aktionen beim School’s Out Day. Es wäre schön, wenn noch mehr Leute beim Jugendbüro mitmachten.“


Charlotte Pabel (18), Bundesfreiwillige und Mitglied im Kernteam Junges Kloster in Rheda-Wiedenbrück: „Im Jungen Kloster können Kinder schon ab acht Jahren mitentscheiden, mitplanen und mitgestalten. Sie bringen ihre Ideen ein, organisieren eigene Kinoabende, Konzerte oder Lesenachmittage und übernehmen Verantwortung – und wir begegnen ihnen dabei wirklich auf Augenhöhe, um zu unterstützen. Es ist schön zu sehen, wie sie an ihren Projekten wachsen und erleben, dass ihre Stimme zählt.“


Warum Jugendliche ihre eigenen Räume benötigen, an denen sie sich ausprobieren können, erläuterte Sebastian Kurtenbach, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Münster, in einem Fachimpuls unter dem Titel „JETZT! Mehr Aufmerksamkeit und Empowerment für Kinder und Jugendliche“: „Nur dort, wo junge Menschen Platz und Zeit haben, sich selbst zu entdecken, können sie auch soziale Kompetenzen entwickeln und Verantwortung übernehmen. An Dritten Orten begegnen sich Menschen außerhalb ihrer sozialen Blase. Sie erleben, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist, lernen unterschiedliche Lebensentwürfe kennen und erfahren, dass Zusammenleben trotz Unterschieden gelingen kann. Das ist ein Gewinn, nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt.“

In neun Workshops wurden in Schwerte Möglichkeiten vorgestellt, junge Menschen für die Arbeit der Dritten Orte zu begeistern, etwa die Möglichkeit, den Bundesfreiwilligendienst in einem Dritten Ort zu leisten.

Anlass für das Familientreffen der Dritten Orte in Schwerte war der Start der nächsten Phase für die Dritten Orte der zweiten Generation: Sie beginnen ab dem 1. August mit der Umsetzung ihrer Pläne in den kommenden drei Jahren. Während der dreijährigen Umsetzungsphase erhalten die Dritte Orte jeweils bis zu 450.000 Euro zum Beispiel für Umbauten, für die technische Ausstattung ihres Dritten Ortes, Personalkosten und ein ansprechendes Kulturprogramm. Zusätzlich profitieren sie von einer fachlichen Begleitung und Beratung durch das Programmbüro Dritte Orte.

Flächendeckend gibt es in Nordrhein-Westfalen insgesamt 45 Dritte Orte der ersten und zweiten Generation. Damit löst die Landesregierung die Zusage aus dem Koalitionsvertrag ein, das kulturelle Leben im ländlichen Raum besonders zu stärken und zu fördern. Das Gesamtbudget für das Dritte-Orte-Programm beträgt bis 2028 bis zu 18 Millionen Euro.

Hintergrund Dritte Orte

In den 1980er-Jahren hat der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg den Begriff des Dritten Ortes geprägt. Er beschreibt damit öffentliche Orte für Begegnung und Austausch in Abgrenzung zum Ersten Ort, dem Zuhause, und dem Zweiten Ort, der Arbeit. Im Rahmen des neuen Förderprogramms zeichnet sich eine Kultureinrichtung als Dritter Ort durch die Erfüllung weiterer Merkmale aus – dazu gehören vor allem eine ein-ladende Atmosphäre, verschiedene Nutzungen und die Möglichkeit, spontan und selbstverständlich Dritte Orte zu besuchen und sich dort auch aktiv einbringen zu können.


Weitere Informationen zum Förderprogramm finden Sie unter www.dritteorte.nrw.

Anlage 1: Gruppenfoto > Downloadlink

Gruppenbild Dritte Orte Auftakt August 2025

v.l.n.r.: Dr. Ina Rateniek (Programmbüro Dritte Orte), Charlotte Pabel & Jasmin Bulitz (Junges Kloster Wiedenbrück), Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen), Prof. Dr. Sebastian Kurtenbach (Keynote Speaker, Privatdozent Ruhr-Uni Bochum), Hendrik Goldammer & Olivia Oyen (KulturQuartier Soest), Tobias Bäcker (Programmbüro Dritte Orte)