Von der Kohle- zur KI-Region: Im Rheinischen Revier entstehen dank Spitzenforschung, Technologien und nachhaltigen Innovationen neue Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft
Roboter und Drohnen, die Landwirten bei der Arbeit helfen. Chips, die funktionieren wie das menschliche Gehirn. Wasserstoff als Energiebaustein von morgen. Disteln, aus denen Papier für den Alltagsgebrauch und Schmiermittel für die Industrie wird. Das Rheinische Revier geht konsequent den Weg von der Kohle zur KI: Hier wird schon heute in vielen zukunftsweisenden Projekten daran geforscht, wie das Leben für Menschen jeden Tag ein bisschen besser wird.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur und Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes unternehmen am Montag, 14. Juli 2025, eine gemeinsame Forschungs- und Innovationsreise nach Jülich, Bürgewald und Weisweiler. Hier besuchen sie Projekte, die den Strukturwandel konkret erlebbar machen.

„Das Rheinische Revier steht für einen beeindruckenden Wandel: Fossile Energie war für Generationen der Garant für ein gutes Leben. Was einst die Kohle war, ist heute Wissen. Insbesondere das Forschungszentrum Jülich bietet Forscherinnen und Forschern aus der ganzen Welt die einmalige Gele-genheit, mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit eine ganze Region zu prägen. Spitzenforschung ‚made in NRW‘ wird einen entscheidenden Beitrag leisten, das Leben der Menschen im Rheinischen Revier zu verbessern. Forschung und Unternehmen schaffen hier Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen und geben der Region eine neue Perspektive. Ganz Nordrhein-Westfalen wird von der starken Forschungslandschaft und dem Innovationswillen profitieren.“

„Im Rheinischen Revier gestalten Kommunen, Unternehmen, Forschung und Zivilgesellschaft schon heute die Zukunft. Forschung, Unternehmergeist und mutige Ideen kommen hier zusammen, um neue Wege für Energie, Industrie und Kreislaufwirtschaft zu gehen. Innovationen, die keinem Selbstzweck dienen, sondern ganz wichtig sind für unsere Industrie und für alle Menschen von Nutzen. Vom Kohle-Revier zur KI-Region – das ist echtes ‚Made in NRW‘: So entstehen zukunftssichere Arbeitsplätze in ei-ner starken regionalen Wirtschaft und für die Menschen hier vor Ort eine echte Zukunftsperspektive. Das zeigt: Der Strukturwandel im Rheinischen Revier ist mehr als ein wirtschaftlicher Umbruch – er ist ein Aufbruch in eine starke, lebenswerte und klimaneutrale Zukunft.“
Die Stationen der Ministerinnenreise
Brainergy Park Jülich
Projekt NEUROTEC II
Künstliche Intelligenz braucht viel Energie. An deutlich energieeffizienteren KI-basierten Anwendungen arbeitet das Projekt NEUROTEC II im Brainergy Park des Forschungszentrums Jülich. Hier werden Bauteile für neuromorphes Computing entwickelt. Sie sind nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns entworfen und können Informationen besonders effizient verarbeiten. Das ermöglicht energiesparende, KI-basierte Anwendungen der nächsten Generation – etwa in der Industrieautomatisierung oder Mobilität.
Projekt HC-H2 im Brainergy Park Jülich
Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung. Im Brainergy Park Jülich entsteht im Rahmen des Projekts HC-H2 mit dem Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW) ein Zentrum für Forschung und Transfer rund um Wasserstofftechnologien. Ziel ist es, innovative Wasserstofftechnologien schneller in die Anwendung zu bringen. Dazu gibt es Exponate zur Wasserstoffspeicherung, einen Modellkatalysator sowie das Start-up CleanH2eat, das Wasserstoff emissionsfrei in Wärme umwandeln will.
Modellregion Bioökonomie/Aussichtspunkt Tagebau Hambach
Im Rheinischen Revier entsteht eine Modellregion für Bioökonomie: Statt auf fossile Ressourcen wie Kohle, Erdöl oder Gas setzt die Bioökonomie auf Pflanzen, Mikroorganismen und Bioabfälle. Wesentlicher Treiber der Entwicklung ist die Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER.
Das Forschungsprojekt „Agrorobotik, KI und digitale Systeme für die Landwirtschaft“ zeigt praxisnah, wie sich Anbaumethoden durch KI und Digitalisierung verbessern lassen.
Im Agri-Food-Energy Park in Bürgewald wird daran geforscht, wie Landwirte höhere Erträge erzielen und gleichzeitig klimaresilienter werden. Die Forschungsprojekte tragen auch zur Revitalisierung von Orten bei, wie beispielsweise Bürgewald.
Beim Projekt „Distelfelder als Zwischennutzung nach dem Tagebau“ wird die nährstoffarme Randfläche des Tagebaus Hambach im Wellenschlagsbereich des zukünftigen Hambachsees genutzt, um die Färberdistel anzubauen. Eingesetzt wird das Öl, das aus Distelsamen gepresst wird unter anderem als umweltfreundliches Schmiermittel für Maschinen sowie als Grundstoff für die Kosmetikindustrie. Die Fasern der Pflanze sind vielseitig einsetzbar – unter anderem für die Herstellung von Papier und Verpackungen.
MVA Weisweiler
Nordrhein-Westfalen treibt den Wandel zu einer zirkulären Wirtschaft aktiv voran. Wenn Wertstoffe im Kreislauf bleiben und konsequent weitergenutzt werden, schont das Ressourcen, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und die Resilienz der Unternehmen und erhält Arbeitsplätze.
Das Ziel des Forschungsvorhabens ReCo2nWert ist, unvermeidbare CO₂-haltige Rauchgase der MVA Weisweiler über Elektrolyse abzuscheiden, aufzuwerten und mithilfe von Mikroorganismen in industriell nutzbare Stoffe umzuwandeln – mit Anwendung etwa in der Kosmetikindustrie durch das Unternehmen Babor Beauty.
Hintergrund
Bund und Land unterstützen den Strukturwandel des Rheinischen Reviers mit mehr als 14,8 Milliarden Euro. Das Land flankiert die Förderung aus Bundesmitteln mit eigenen Haushaltsmitteln. Bislang sind 362 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 2,2 Milliarden Euro bewilligt.
Pressekontakte
- NEUROTEC II, HC-H2, BioökonomieREVIER
Ansprechpartnerin: Annette Stettien 02461 612388; a.stettien[at]fz-juelich.de (a[dot]stettien[at]fz-juelich[dot]de) - ReCO2NWert
Ansprechpartnerin: Dr. Sarah Refai 0211 418737-20; refai[at]clib-cluster.de (refai[at]clib-cluster[dot]de)