Nordrhein-Westfalen in drei Vorhaben vertreten
International wettbewerbsfähige Forschung, Entwicklung und Innovation braucht modernste Forschungsinfrastrukturen. Rechenzentren, Großanlagen, gut ausgestattete Forschungslabore und umfangreiche Datenbanken sind der Schlüssel dafür, zukunftsweisende Schlüsseltechnologien voranzutreiben. Und sie sind die Voraussetzung dafür, den klügsten Köpfen der Welt eine Perspektive für ihre Arbeit zu geben.
Am Dienstag, 8. Juli 2025, hat Bundesforschungsministerin Dorothee Bär gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat und Vertretern der Bewertungsgremien die aussichtsreichsten Vorhaben aus dem nationalen Priorisierungsverfahren für umfangreiche Forschungsinfrastrukturen bekannt gegeben. Auf der Shortlist sind 18 Trägereinrichtungen in insgesamt neun Vorhaben vertreten. Sie wurden aus über 30 Kurzkonzepten mit einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 8,5 Milliarden Euro ausgewählt. Drei der neun Vorhaben haben nordrhein-westfälische Beteiligung:
- ET: Vorphase für das Einstein-Teleskop (ET)
- HBS-I: High Brilliance Neutron Source
- RIDLOP: Research Infrastructure for Data from Large Online Platforms

„Spitzenforschung ‚made in NRW‘ braucht eine Spitzeninfrastruktur. Wir wollen Nordrhein-Westfalen als innovationsstarken Forschungsstandort weiter ausbauen und investieren in eine komplexe Forschungsausstattung, die neue Maßstäbe setzen soll. Mit der Shortlist zeigt der Bund seine Unterstützung und sein Vertrauen in die vielfältigen Kompetenzen und Stärken in unserem Land. Zudem ist diese Roadmap ein wichtiger Schritt zur technologischen Unabhängigkeit in Europa – auch, um ein Gegengewicht zu Staaten zu bilden, die unsere Werte nicht teilen.“
Zu den ausgewählten Vorhaben mit Beteiligung aus Nordrhein-Westfalen gehört die Vorphase für das Einstein-Teleskop (ET). Auch wenn die Standortwahl noch nicht entschieden ist, sendet der Bund damit ein wichtiges Signal, dass die nordrhein-westfälische Bewerbung gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien für den Bau des unterirdischen Observatoriums mit unterstützt wird. Mit Hilfe des Einstein-Teleskops sollen Gravitationswellen beobachtet werden, die durch kosmische Ereignisse wie die Kollision von schwarzen Löchern oder Neutronensternen entstehen. Es ist etwa zehnmal empfindlicher als heutige Messinstrumente und trägt Wissen über die Entstehung des frühen Universums zusammen. Auf deutscher Seite sind in der Vorphase die RWTH Aachen, die Universität Münster, die Ruhr-Universität Bochum und die TU Dresden als Trägereinrichtungen an dem Großprojekt beteiligt.
Mit HBS-I: High Brilliance Neutron Source – Phase I untersucht das Forschungszentrum Jülich mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon beschleunigergetriebene Neutronenquellen. Die Anlage ist für die Erzeugung von Neutronenstrahlen mit kleinem Durchmesser ausgelegt, was Experimente mit kleinvolumigen Proben ermöglicht. Das ist insbesondere für die Forschung in den Material- und Lebenswissenschaften, einschließlich Nanomaterialien, Quanten oder Proteinstrukturen vorteilhaft.
Das Vorhaben RIDLOP: Research Infrastructure for Data from Large Online Platforms wird von GESIS ꟷ Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften mit den Standorten Mannheim und Köln durchgeführt. Es ist eine Forschungsinfrastruktur für Daten von großen Online-Plattformen (RIDLOP) und untersucht ihre Bedeutung für die Gesellschaft. RIDLOP wird qualitätsgesicherte und nachhaltige Zugangswege zu Daten von großen Online-Plattformen schaffen. Davon profitieren Forscherinnen und Forscher.
Alle neun Vorhaben auf der Shortlist werden für die Umsetzung künftig eng vom Wissenschaftsrat begleitet. Gleichzeitig beginnt das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt Gespräche mit den beteiligten Einrichtungen und Ländern zur Umsetzung und Finanzierung.
Hintergrund
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat im Jahr 2024 ein Priorisierungsverfahren für umfangreiche Forschungsinfrastrukturen (FIS) gestartet. Es ist die Nachfolge des FIS-Roadmap-Prozesses von 2015. Das Verfahren priorisiert bundesweit solche Forschungsinfrastrukturen, die eine deutsche Spitzenposition in Forschung, Entwicklung und Innovation im internationalen Vergleich unterstützen. Dabei sollen die Planungen und auch Kostenschätzungen belastbar sein. Der Bekanntgabe der Shortlist ging ein etwa einjähriges Bewertungsverfahren voraus, an dem mehr als 100 renommierte, internationale Expertinnen und Experten mitwirkten. Einreichungsfrist war Ende Oktober 2024. Daraufhin wurden mehr als 30 Kurzkonzepte von über 50 koordinierenden Einrichtungen mit einem Investitionsvolumen von insgesamt ca. 8,5 Milliarden Euro zur Einreichung aufgefordert. Das BMFTR sieht vor, das Priorisierungsverfahren gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat zu verstetigen. Die nächste Runde ist für das Jahr 2028 geplant.
Die vollständige Shortlist und weitere Informationen zu den Vorhaben finden Sie hier.