KULTUR UND WISSENSCHAFT

IN NORDRHEIN-WESTFALEN

Innovationsprofessuren: Millionenförderung zieht internationale Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher nach Nordrhein-Westfalen

08.09.2025

Wissenschaftsministerium und NRW.BANK stellen neues Programm vor

Nordrhein-Westfalen als größter Wissenschaftsstandort Europas zieht mit seinen mehr als 70 Hochschulen und über 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen zunehmend internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Land. Insbesondere die Universitäten können sich in wichtigen Zukunftsfeldern und Schlüsseltechnologien weiter profilieren, indem sie der Forschungselite ein attraktives Angebot aus Wissenschaftsfreiheit und besten Rahmenbedingungen machen.

Exzellenten Forscherinnen und Forschern aus dem Ausland eine Karriereperspektive in Nordrhein-Westfalen zu bieten – das ist das Ziel eines neuen Programms des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit der NRW.BANK. Wissenschaftsministerin Ina Brandes hat am Montag, den 8. September 2025, gemeinsam mit der Vorständin der NRW.BANK Johanna Antonie Tjaden-Schulte die Innovationsprofessuren bei der Landespressekonferenz vorgestellt.


Ministerin Ina Brandes

„Nordrhein-Westfalen überzeugt durch exzellente Forschung, ausgezeichnete Nachwuchsförderung und eine starke internationale Vernetzung. Wir wollen die klügsten Köpfe der Welt für uns gewinnen. Sie forschen an Zukunftsthemen wie smarte Energieversorgung, IT-Sicherheit oder den Kampf gegen die großen Volkskrankheiten wie Krebs und Alzheimer. Für die nordrhein-westfälischen Universitäten bringen diese Forscherinnen und Forscher wissenschaftliche Exzellenz, neue Netzwerke und internationales Renommee. Mit den Innovationsprofessuren stärken wir die Profilierung unserer Universitäten und damit die Spitzenforschung 'made in NRW'.“

Wissenschaftsministerin Ina Brandes

Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK: „Nordrhein-Westfalen ist ein starker Wissenschaftsstandort – und er hat die Chance, über die Innovationsprofessuren noch besser zu werden. Das ist wichtig. Denn die Wissenschaft ist ein Motor für Innovationen, von denen Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen profitieren. Deshalb unterstützen wir die Innovationsprofessuren des Landes.“


Das neue Programm richtet sich an nordrhein-westfälische Universitäten, die im Ausland tätige Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus besonders technologisch, wirtschaftlich oder strategisch relevanten Forschungsfeldern berufen wollen. Im Zentrum stehen beispielsweise die Zukunftsthemen Quantentechnologien, Künstliche Intelligenz, technologische Souveränität, Gesundheit, Sicherheit und Klimaschutz. Für die Berufung spendet die NRW.BANK jeweils 50 Prozent der Kosten für eine W3-Professur nebst Ausstattung für bis zu fünf Jahre. Die antragstellende Universität wirbt entweder weitere Mittel beispielsweise von Stiftungen ein oder übernimmt 50 Prozent der Kosten selbst. Insgesamt stellt die NRW.BANK für das Programm bis zu 17,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Innovationsprofessuren ergänzen das Erfolgsmodell des Rückkehrprogramms in Nordrhein-Westfalen. Seit 2007 bietet jenes dem hochqualifizierten Forschungsnachwuchs die Möglichkeit, nach einer Karrierestation im Ausland nach Nordrhein-Westfalen (zurück) zu kommen. Mit Jahresausschreibungen werden wechselnde Schwerpunktthemen gesetzt, darunter beispielsweise medizinrelevante Forschung, Materialwissenschaften oder Future Computing. Das Land fördert personengebunden mit bis zu 1,25 Millionen Euro jährlich über fünf Jahre den Aufbau einer Nachwuchsgruppe an einer Universität. Seit 2007 hat das Wissenschaftsministerium so 65 Rückkehrerinnen und Rückkehrer un-terstützt. Drei davon, deren Weg zurück an nordrhein-westfälische Universitäten führte, sind Prof. Dr. Andrea Kirsch, Prof. Dr. Iris Niehues und Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan. Sie wollen aufgrund der Attraktivität des Forschungsstandorts ihre Karrieren in Nordrhein-Westfalen fortsetzen.


Prof. Dr. Andrea Kirsch, Juniorprofessorin für „Oxidische Funktionsmaterialien“ an der Ruhr-Universität Bochum: „Für meine Forschung an Ener-giematerialien der Zukunft bietet Nordrhein-Westfalen eine exzellente in-terdisziplinäre Forschungslandschaft. Das Rückkehrprogramm ermöglicht mir, hier meine eigene Forschungsgruppe aufzubauen – standortübergreifend in einem neuen Forschungscenter der Universitäten in Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen. In der Umgebung bin ich in zahlreiche hochinnovative Projekte eingebunden, profitiere von kurzen Wegen zu Spitzeninstituten sowie internationalen Partnern und von der Nähe zu Ausgründungsinitiativen.“


Prof. Dr. Iris Niehues, Juniorprofessorin der „Quantum Nanophotonics“ an der Universität Münster: „Da ich bereits in Münster studiert und promoviert hatte, war eine Rückkehr in dieses für die Nano- und Quantenphysik ideale Forschungsumfeld naheliegend. Programme zur Nachwuchsförderung, wie das NRW-Rückkehrprogramm, helfen uns sehr, unsere zukünftigen Karrieren besser zu planen.“


Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan, Professor für Tumormetabolismus an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen: „Die vergangenen 3,5 Jahre haben meine Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren – und insbesondere nach Essen in Nordrhein-Westfalen – nachhaltig bestätigt. Dank der großartigen Förderung durch das NRW-Rückkehrprogramm konnte ich meine wissenschaftliche Entwicklung entscheidend vorantreiben. Der Standort Essen und das Land haben mir die ideale Plattform geboten, meine Forschung auf höchstem Niveau fortzuführen, was in den letzten Jahren zu zahlreichen hochrangigen Publikationen und Auszeichnungen geführt hat.“


Dass hervorragende Forschungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen großen Zulauf auch an internationaler Expertise haben, zeigt zum Beispiel das Forschungszentrum Jülich. Hierhin kam unter anderem Prof. Dr. Hans-Georg Steinrück, der zuvor fünf Jahre am SLAC National Laboratory der amerikanischen Stanford-Universität forschte.


Prof. Dr. Hans-Georg Steinrück, Direktor des Instituts für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW-1) am Forschungszentrum Jülich: „Neben den exzellenten Forschungsbedingungen und der hohen Dichte an wissenschaftlichen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen bietet insbesondere das Forschungszentrum Jülich zusammen mit dem Helmholtz-Cluster Wasserstoff die einzigartige Möglichkeit, Strukturwandel und Energiewende mit anwendungsorientierter Grundlagenforschung zu ver-binden – eine Aufgabe, die mir viel Freude bereitet. Persönlich habe ich in meiner Zeit in den USA sehr viel gelernt, gerade im Hinblick auf die Entwicklung von Visionen, und bin überzeugt, dass der Forschungsstandort Deutschland und Nordrhein-Westfalen insgesamt von einer weiteren Internationalisierung profitieren könnte.“


Im Vergleich zum Rückkehrprogramm richten sich die Innovationsprofessuren an bereits weitläufig etablierte Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher im bevorzugt außereuropäischen Ausland. Es handelt sich um eine einmalige Ausschreibung mit einem innovationssteigernden Themenspektrum, die mit Start heute bis Februar 2026 läuft. Antragsberechtigt sind Universitäten in Trägerschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, jedoch keine Personen. Pro Professur ist eine Gesamtdotierung von bis zu 2,25 Millionen Euro in fünf Jahren möglich. Für die Auswahl wird eine Jury eingesetzt, die voraussichtlich im Sommer 2026 ihre Empfehlungen für die zu fördernden Professuren aussprechen soll.


Weitere Informationen unter: www.forschungsfoerderung.nrw

Hintergrund zu den genannten Professorinnen und Professoren

  • Prof. Dr. Andrea Kirsch: Nach dem Studium der materialwissenschaftlichen Mineralogie, Chemie und Physik zog es Kirsch 2018 zunächst mit einem Postdoc-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an die Universität Kopenhagen, wo sie bis 2024 blieb. Mit dem Rückkehr-programm kam sie als Juniorprofessorin für „Oxidische Funktionsmaterialien“ im März 2025 an die Ruhr-Universität Bochum. Damit ist Kirsch zugleich Teil des neuen Research Centers „Future Energy Materials and Systems“ (RC FEMS) der Research Alliance Ruhr. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Chemie, Physik und Ingenieurwissenschaften forscht sie standortübergreifend (Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen) an innovativen Energiematerialien. Solche hochentwickelten Werkstoffe spielen eine entscheidende Rolle für neue Technologien und Materialien der nächsten Generation.

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  • Prof. Dr. Iris Niehues: Aus Münster ist die Nachwuchsforscherin der Quantenphysik 2021 zunächst ins spanische Donostia-San Sebastián gegangen. Dort war sie Postdoc am Forschungsinstitut „nanoGUNE“, bevor das Rückkehrprogramm sie als eines von vier Quantentechnolo-gie-Talenten nach Nordrhein-Westfalen zurückholte. Heute forscht sie in der Quantum Nanophotonics Group am Physikalischen Institut der Uni-versität Münster. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen Quanteneigen-schaften von ultradünnen Materialien (2-D-Materialien) und deren Wechselwirkung mit Licht auf der Quantenebene. Diese haben beson-dere optische, energiesparende Eigenschaften, die sie für einen mögli-chen Einsatz in Quantencomputern interessant machen. Darüber hinaus will Niehues Studierende für ihre Wissenschaft begeistern und Kindern, Schülerinnen und Schülern z.B. beim Girls’ Day oder der Kinder-Uni er-hellende Einblicke in die zweidimensionale Nanowelt geben.

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  • Prof. Dr. Hans-Georg Steinrück: Nach Studium und Promotion in Physik in Erlangen und anschließenden fünf Jahren am SLAC National Laboratory der renommierten US-Universität in Stanford ist Steinrück 2020 nach Deutschland zurückgekehrt, zunächst als Juniorprofessor für Chemie an die Universität Paderborn und anschließend an das Forschungszentrum Jülich (FZJ). Am FZJ ist er seit 2023 Direktor eines der vier Institute für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW). Das INW bildet den Kern des Helmholtz-Clusters Wasserstoff (HC-H2) und soll mit der Demonstration neuer Wasserstofftechnologien für wirtschaftliches Wachstum im Strukturwandel des Rheinischen Revier sorgen. Steinrücks Team untersucht insbesondere die Rolle und Wechselwirkungen der Atome und Moleküle in Prozessen wie der Katalyse und anderen Reaktionen. Nach dem sogenannten Jülicher Modell erhielt Steinrück zugleich einen Ruf als Professor an die RWTH Aachen.

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  • Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan: Nach seinem Studium der Humanmedizin und Biologie wurde Tasdogan wegen exzellenter Leistungen abgeworben, forschte und lehrte fünf Jahre in Dallas am University of Texas Southwestern Medical Center. 2021 entschied er sich bewusst für Nordrhein-Westfalens Rückkehrprogramm und gegen andere Angebote aus den USA und Deutschland. Mit seinem Team entwickelt er jetzt am Universitätsklinikum Essen der Universität Duisburg-Essen neue Therapien gegen den schwarzen Hautkrebs. Von den Erkenntnissen des forschenden Arztes profitiert auch das Cancer Research Center Cologne Essen (CCCE) – ein bundesweit bedeutendes Forschungsnetzwerk für Tumorerkrankungen.

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Anlage 1: Gruppenfoto > Downloadlink

Gruppenfoto vor LPK-Rückwand

v.l.n.r.: Prof. Dr. Hans-Georg Steinrück (Direktor des Instituts für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft (INW-1) am Forschungszentrum Jülich), Prof. Dr. Iris Niehues (Juniorprofessorin der „Quantum Nanophotonics“ an der Universität Münster), Ina Brandes (Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen), Johanna Antonie Tjaden-Schulte (Vorständin der NRW.BANK), Prof. Dr. Andrea Kirsch (Juniorprofessorin für „Oxidische Funktionsmaterialien“ an der Ruhr-Universität Bochum), Prof. Dr. Dr. Alpaslan Tasdogan (Professor für Tumormetabolismus an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen)