Ministerpräsident Wüst: Ein außergewöhnlicher Schriftsteller und Meister der Gegenwartsliteratur
Mit dem Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen wird in diesem Jahr der Autor Ralf Rothmann ausgezeichnet. Der in Oberhausen aufgewachsene Schriftsteller überzeugte die Jury um Kulturministerin Ina Brandes mit seinem herausragenden Werk, das in Romanen und Kurzgeschichten immer wieder auf die prägenden Jugendjahre im Ruhrgebiet Bezug nimmt. Der Kunstpreis Nordrhein-Westfalen würdigt herausragende Leistungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler und ist mit 25.000 Euro dotiert.

„Ralf Rothmann ist ein außergewöhnlicher Schriftsteller und Meister der Gegenwartsliteratur. Seine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet prägen sein Werk bis heute – sie spiegeln Klarheit, Härte und tiefe Zuneigung zu den Menschen und der Region. Zwischen Zeche, Pommesbude und Stadion hat Ralf Rothmann die Vergangenheit des Ruhrgebiets eingefangen – präzise, subtil und zutiefst bewegend. Seine klare Sprache und die intensive Auseinandersetzung mit historischer Schuld und moralischer Verantwortung haben ihm auch international Anerkennung und Erfolg sowie zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. Ich freue mich sehr, Ralf Rothmann für sein beeindruckendes literarisches Schaffen mit dem Kunstpreis 2025 auszuzeichnen.“

„Ralf Rothmann kennt die Menschen, die Orte und den Umgang miteinander im Ruhrgebiet. Und so trifft er in jeder Zeile den Ton, der das Ruhrgebiet ausmacht und einzigartig liebenswert macht. Gleichzeitig gelingt es ihm, mit Erzählungen aus der Zeit seiner Eltern-Generation auch die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte in Erinnerung zu rufen. Ralf Rothmann ist ein bedeutendes Aushängeschild für die Literaturlandschaft Nordrhein-Westfalens.“
Der 1953 in Schleswig geborene Schriftsteller Ralf Rothmann wuchs die ersten fünf Lebensjahre auf dem Land in Norddeutschland auf. Dann zog seine Familie ins Ruhrgebiet, wo sein Vater unter Tage als Kohlenhauer arbeitete. Nach der Schule absolvierte Ralf Rothmann eine Maurerlehre, arbeitete unter anderem auf dem Bau, als Drucker, Krankenpfleger und Koch. Seit 1976 lebt Ralf Rothmann in Berlin und veröffentlicht Romane, Erzählungen und Gedichte, für die er vielfach ausgezeichnet wurde.
Seit seinen frühen Ruhrgebiets-Romanen – „Stier“ (1991), „Wäldernacht“ (1994), „Milch und Kohle“ (2000) und „Junges Licht“ (2004) – ist Rothmanns Werk seinen eigenen Worten nach „autobiografisch getönt“. Der Roman „Junges Licht“ wurde 2016 von Adolf Winkelmann verfilmt. 2024 brachte das Theater Oberhausen den Roman „Milch und Kohle“ auf die Bühne. In der ebenfalls viel beachteten Kriegs- und Nachkriegs-Trilogie der Romane „Im Frühling sterben“ (2015), „Der Gott jenes Sommers“ (2018) und „Die Nacht unterm Schnee“ (2022) spürt Rothmann den Kriegserlebnissen seiner Eltern nach und beschäftigt sich mit der Frage, wie das Schweigen über das Erlebte die Familien prägt.
Förderpreis für Künstlerinnen und Künstler
Neben dem Kunstpreis verleiht die Landesregierung jährlich den mit je 15.000 Euro dotierten Förderpreis für Künstlerinnen und Künstler jeweils in den fünf Sparten Baukunst, Darstellende Künste, Literatur, Musik und Visuelle Künste.
Im Jahr 2025 erhalten die Auszeichnung:
- in der Sparte Baukunst: oba architektur - Marcello Bramigk Bonon und John Paul Kaufel
- in der Sparte Darstellende Künste: Prof. Caspar Weimann
- in der Sparte Literatur: Lena Schätte
- in der Sparte Musik: das Kammerorchester Les Essences
- in der Sparte Visuelle Künste: Emmélie Lempert

„Der Förderpreis steht für die reiche, vielseitige Kunstszene Nordrhein-Westfalens, auf die wir stolz sind. Die Jury war begeistert vom Talent und der Originalität der Kunstschaffenden. Die Ehrung des Landes Nordrhein-Westfalen ist zugleich Auszeichnung und Ansporn, das Publikum auch in Zukunft mit kreativen Ideen und spektakulärer Kunst zu begeistern.“
Hintergrund Kunstpreis
Der Kunstpreis Nordrhein-Westfalen würdigt herausragende Leistungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler und ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen. Erste Preisträgerin war 2021 die Bildende Künstlerin Mary Bauermeister. Weitere Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre: der Bühnenbildner und Regisseur Johannes Schütz, Helge Schneider und die Fotografin Ursula Schulz-Dornburg. Der Kunstpreis Nordrhein-Westfalen wird an bedeutende Kunstschaffende oder Künstlerkollektive mit Beziehung zum Land Nordrhein-Westfalen verliehen.
Kulturministerin Ina Brandes, die der Jury vorsitzt, hat fünf Expertinnen und Experten der Sparten Baukunst, Musik, Literatur, Darstellende Kunst und Visuelle Künste in das Gremium berufen: die Rektorin der Düsseldorfer Kunstakademie, Prof. Dr. Donatella Fioretti, den Komponisten und Oscar-Preisträger Volker Bertelmann (Hauschka), den Autor, Journalisten und Kurator Florian Illies, den Gründer der Pina Bausch Foundation Salomon Bausch sowie die Bildende Künstlerin Anys Reimann.
Ministerpräsident Hendrik Wüst und Kulturministerin Ina Brandes werden den Kunstpreis und die fünf Förderpreise am 17. November 2025 im K21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, verleihen.
Hintergrund zu den Förderpreisträgerinnen und -trägern im Jahr 2025
- Baukunst: oba architektur, Marcello Bramigk Bonon und John Paul Kaufel
Das Architekten-Duo Marcello Bramigk Bonon (1991) und John Paul Kaufel (1990) lebt und arbeitet in Köln. „oba“ – kurz für „Orte begegnen Alltag“ und zugleich ein Ausruf der Freude – steht für ihr Ziel, Architektur als Instrument einzusetzen, um Menschen zu verbinden und Lebenswelten zu verbessern. Marcello Bramigk Bonon und John Paul Kaufel sind beide in der Lehre engagiert.
- Darstellende Künste: Prof. Caspar Weimann
Prof. Caspar Weimann (Jahrgang 1993)* hat das Internettheater „online-theater.live“, zahlreiche intermediale Projekte sowie digitale und hybride Theaterstrategien zu Theater im Netz mitinitiiert. Dazu zählt das in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Freien Forum Theater FFT entstandene Projekt „Myke“, das für den Theaterpreis Der Faust 2025 nominiert wurde. Über die künstlerische Arbeit hinaus setzt sich Caspar Weimann mit einer Honorarprofessur und Mentoren-Tätigkeit für Schauspiel an der ADK Baden-Württemberg für die Zukunft des Theaters ein.
- Literatur: Lena Schätte
Lena Schätte (Jahrgang 1993) lebt in Lüdenscheid. Ihr Debüt-Roman „Ruhrpottliebe“ erschien 2014 in einem Kleinstverlag (Marlon). Sie arbeitete als Psychiatriekrankenschwester im Ruhrgebiet, bis sie 2020 ein Studium des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig aufnahm. Heute betreut sie suchtkranke Menschen in Lüdenscheid. Mit ihrem zweiten Buch schaffte sie den Sprung in einen großen Publikumsverlag: „Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ erschien bei S. Fischer, wurde mit dem W.-G.-Sebald-Literaturpreis ausgezeichnet und auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2025 aufgenommen.
- Musik: Kammerorchester Les Essences
Das Orchester Les Essences wurde im Jahr 2009 vom deutsch-türkischen Geiger Önder Baloglu (Jahrgang 1988) zunächst als Streichquartett gegründet. In kürzester Zeit entwickelte es sich als bedeutendes Kammerorchester in der Musikszene Deutschlands und Europas. Das Ensemble hat eine eigene Konzertreihe als Plattform für hochkarätige Aufführungen und interkulturelle Begegnungen im Ruhrgebiet etabliert, die Musikerinnen und Musiker aus vielen Nationen vereint. Das Orchester Les Essences arbeitet mit renommierten Künstlern wie Anastasia Kobekina, Fazil Say, Reinhard Goebel und dem Chorwerk Ruhr zusammen.
- Visuelle Künste: Emmélie Lempert
Die in Bonn geborene Emmélie Lempert (Jahrgang 1998) hat in der Klasse von Peter Piller an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Zuletzt stellte sie im Rahmen von Die Große Kunstausstellung NRW 2025 in Düsseldorf sowie in der Galerie Philipp Anders in Leipzig aus. Emmélie Lempert beschäftigt sich mit Körperbildern: In Textilien und Installationen reflektiert sie zentrale Themen unserer Zeit.
* Korrektur: In einer früheren Fassung wurde das Geburtsjahr von Caspar Weimann auf 1991 datiert.